HAMC HISTORY

Alles begann im Kriegsjahr 1942. Bomberverbände der United States Air Force starteten von britischen Stützpunkten aus zu ihren täglichen Luftangriffen. Entgegen der natürlichen menschlichen Reaktion aus überstandenen Gefahren zu lernen und sie zu vermeiden, zwängten sich die 14 Mann starken Besatzungen wieder und wieder in ihre B-17 Flying Fortress um im schweren deutschen Abwehrfeuer ihre Bombenlast abzuwerfen. Diese enorme tägliche physische und psychische Belastung erforderte von den Besatzungsmitgliedern absolute Zuverlässigkeit, Vertrauen und Loyalität, um die Feindflüge zu überstehen.


Tag für Tag den Tod vor Augen verschweissten so die Besatzungen und Staffeln zu engsten Gemeinschaften zusammen. Eine dieser Bombenstaffeln sollte bald von sich reden machen und gehörte mit nicht weniger als 364 Einsätzen und 378 abgeschossenen Feindflugzeugen zu einer der erfolgreichsten Staffeln des zweiten Weltkriegs. Eine Gedenkplatte auf dem englischen Fliegerhorst Molesworth erinnert bis zum heutigen Tage an die Leistungen dieser Squadron. Wie die meisten US-Besatzungen gaben sie ihrer Staffel einen Namen und schrieben ihn auf die Rümpfe ihrer fliegenden Festung. Ein Name, der ihnen Mut geben und ihren Feinden das Fürchten lehren sollte: HA GROUP - die Engel der Hölle, der geflügelte Tod.Wie nach jedem Krieg hatten auch die Veteranen des 2. Weltkriegs viele Schwierigkeiten sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Das Glück über den Frieden vermischte sich jedoch bei vielen rasch mit der Ernüchterung des Alltags. Der Gegensatz des kameradschaftlichen Lebens im extremen Kriegsalltag, zur Ignoranz und Gleichgültigkeit des bürgerlichen Alltags, ließ viele von ihnen psychisch zerbrechen. Es gab aber auch einige Veteranen, die ganz bewusst dieser Gesellschaft den Rücken kehren wollten. Sie wollten weiter Kameraden bleiben, die sich blind vertrauten, und die Freiheit, für die sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, gemeinsam genießen.


Am 4. Juli 1947, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, fanden wie in jedem Jahr die Motorradrennen im kalifornischen Städtchen Hollister statt. Als die Rennen gelaufen waren, verlagerte man die Party in die Bars im Zentrum Hollisters. Die Cops der Ortschaft begrüsste man mit entsprechenden Kommentaren. Flaschen flogen, es gab Widerstand gegen Festnahmen und die Situation geriet für die örtliche Polizei zunächst ausser Kontrolle. Mit Unterstützung auswärtiger Kräfte löste man jedoch im Laufe der Nacht die Veranstaltung auf und verurteilte die Festgenommenen hauptsächlich wegen obszöner Gesten. In den Medien wurde der Vorfall zum mittelschweren Aufruhr gepuscht und diente später gar als Vorlage für den Marlon Brando Streifen „The Wild One”. Um sich sofort von diesen Ereignissen und deren Auslösern zu distanzieren, verkündete kurze Zeit später die biedere AMA (American Motocycle Association), dass nur etwa 1% aller Motorradfahrer zu diesen wilden, gesetzlosen Motorradfahrern gehören würde. Damit war, wenn auch ungewollt, ein Mythos geschaffen. Seit damals tragen Biker bis zum heutigen Tage das 1%er Patch oder Tattoo und bekennen sich mit Stolz zu diesem Symbol.


Acht Monate nach jenem denkwürdigen 4. Juli fanden sich im kalifornischen San Bernadino einige Angehörige der Hells Angels Group wieder zusammen. Süchtig nach Abenteuer und Adrenalin ersetzten sie die fliegenden Festungen durch hubraumstarke V-2 Boliden von Harley-Davidson, führten ihre Formationen weiter auf den Highways der Heimat und schrieben sich ihren alten Staffelnamen wieder auf die Rückseiten ihrer Lederjacken. Am 17. März des Jahres 1948 entstand so im kalifornischen San Bernadino das Berdoo-Charter, die Geburt des HA MOTOCYCLE CLUB. Die Mitglieder des Clubs hoben sich in Aussehen und Lebensstil stark von der prüden amerikanischen Gesellschaft der 50er und 60er Jahre ab. Obwohl die Member Patrioten und stolz auf ihr Land waren, das sich die Freiheit auf die Fahne schrieb und Kriege dafür führte, ließ die Verfolgung des Clubs nicht lange auf sich warten. Im Jahre 1969 brachte es der Biker-Kultfilm „Easy Rider” auf den Punkt: Was Du für Sie repräsentierst ist Freiheit, aber von Frieden reden und wirklich frei sein ist nicht dasselbe. Sie reden und reden von individueller Freiheit, aber wenn sie ein Wesen sehen das frei ist, bekommen sie es mit der Angst zu tun (George alias Jack Nicholson).Für die Staatsgewalt hatten die Hells Angels mit der absoluten Loyalität der Mitglieder untereinander immer etwas Gefährliches, ja Konspiratives an sich. Die Grundgedanken des Clubs, etwa die Eigenheit, Probleme ohne Hilfe von außen alleine zu regeln, zogen immer wieder Konflikte mit der Staatsgewalt nach sich. Das Hells Angels uneingeschränkt hinter ihren inhaftierten Brüdern stehen wurde zum Beispiel immer wieder als Beweis für die These der kriminellen Vereinigung angenommen. Diese praktizierte Resozialisierung, ein Verhalten, das bei blutsverwandten Familien selbstverständlich und gesellschaftlich akzeptiert ist, wurde bei den Hells Angels immer wieder als Munition im Kampf gegen den Club verwendet. Anfangs war die Verfolgung des Clubs lokal begrenzt. Jeder Sheriff fühlte sich berufen, den Club zu schikanieren, natürlich in der Hoffnung, die einzelnen Member über kurz oder lang in die gesellschaftlichen Normen zu pressen und den Club so zu einer zeitlich begrenzten Jugenderscheinung zu machen. Doch der Club widerstand diesen Bestrebungen und verbreitete sich schon bald über Kalifornien in alle Teile der USA. Ihr wachsender Bekanntheitsgrad und der Ruf als unzähmbare Exoten, machte sie bald auch für Hollywood interessant. Die, keine Klischees auslassende Filmindustrie, produzierte bald einige mehr oder weniger wertvolle Werke wie „Hells Angels 69” oder „Hells Angels on Wheels”, wo sich Member mit Unterstützung von Schauspielern wie Tom Stern oder Jack Nicholson, sogar selber darstellen konnten. So bekamen Hells Angels mit der Zeit immer engeren Kontakt zum Musik- und Filmbusiness. Einige Stars aus dieser Szene hatten allerdings mit Gewöhnungsschwierigkeiten zu kämpfen, als ihnen Menschen mit einer simplen Divise gegenübertraten: „Behandelst Du einen Angel gut, behandelt er Dich besser, behandelst Du ihn schlecht, behandelt er Dich noch schlechter.” Hells Angels können sehr zuverlässige ehrliche Freunde sein - oder der personifizierte Alptraum.


Eine der bekanntesten Freundschaften der HA innerhalb des Musikbusiness war die Beziehung zu den Rolling Stones. Sie fand ein jähes Ende anlässlich des Freikonzertes zum Abschluß der USA-Tournee der Band, auf dem Altamount Speedway, wo Hells Angels als Security engagiert waren. Nach unzähligen Rangeleien vor der Bühne, zog ein Farbiger eine Pistole. Die Bodyguards reagierten sofort und gründlich. Der potentielle Pistolenschütze erlag jedoch später seinen Verletzungen. Mr. Jagger, der sich damals offenbar nicht bewusst war, dass er einem Hells Angel womöglich sein Leben verdankte, fiel dem Club in den Rücken und verschaffte so einem Hells Angel eine langjährige Haftstrafe. Kommentar eines damals beteiligten Hells Angels viele Jahre später: „John Lennon hatte keinen Hells Angel als Bodyguard”.


Diese Art Popularität war den Behörden natürlich ein Dorn im Auge. So war es der Staatsmacht ein Leichtes, die HA als Public Enemy aufzubauen, ein Feindbild, das zudem geeignet war, von den gravierenden politischen Problemen des Amerikas der Nixon-Ära abzulenken. Durch die bewusste Distanzierung von der Gesellschaft, ihre unkonventionelle Lebensweise in einer gesetzlosen Bruderschaft und ihr konsequentes Auftreten, ließen sich in den Köpfen der Bürger leicht Assoziationen mit den gesetzlosen Gruppierungen der Gründerzeit der USA ziehen.
Um die Öffentlichkeit von der Rechtmässigkeit aller weiteren staatlichen Massnahmen zu überzeugen und die endgültige Autorisierung der Bevölkerung für eine organisierte Verfolgung des Clubs zu erhalten, bezeichnete der Anklagevertreter des Staates Kalifornien am 23.10.1972 die Hells Angels als grösste Bedrohung durch grossangelegtes organisiertes Verbrechen in den USA. Für weitere Maßnahmen wurde ein Biker Enforcement Team (BET) aus Beamten des FBI und CIA, der Rauschgiftkommission und Mitarbeitern des Finanzministeriums gegründet. Dieses BET-Team hatte freie Hand in der Wahl seiner Mittel. Ein Aussteiger des BET-Teams, der später als Entlastungszeuge für den Club aussagte, berichtete unter anderem, wie fehlende Ergebnisse bei Durchsuchungen, durch gezieltes Pflanzen von Drogen und Waffen herbeigeführt wurden. Bei einer großangelegten Razzia wurden 22 Member des Oakland Charters verhaftet, darunter Sonny Barger, President des Clubs, dessen Kaution sofort auf 1 Million Dollar festgelegt wurde. Der Prozess wurde in der Folge umfangreich vorbereitet. So wurde sogar mit erheblichen Steuermitteln ein spezieller HA-Gerichtssaal mit schusssicherer Verglasung gebaut. Am 4. Oktober 1979 wurde der Prozess unter grössten Sicherheitsvorkehrungen eröffnet. Es sollte bewiesen werden, daß die Hells Angels ein ausgeweitetes und hochprofitables Drogengeschäft in den USA betrieben hatten.


Im Jahr 1980 jedoch begannen die ersten Freilassungen der HA. Die Geschworen konnten sich wegen der mangelnden Beweislage und widersprüchlicher Aussagen zu keiner Verurteilung entschliessen. Im August wurde dann die gesamte Anklage endgültig zurückgezogen. Der Vorsitzende Richter Hunter sprach vom teuersten und überflüssigsten Prozess in der Justizgeschichte der USA. Auf nicht weniger als 10 Mio Dollar wurden die Kosten für den Steuerzahler geschätzt. Immer wieder hat es den Anschein, dass Mitglieder der HA vom juristischen Grundsatz der Unschuldsvermutung ausgenommen werden. Nach wie vor ist für die Staatsmacht grundsätzlich jeder Member ein potentieller krimineller Gewalttäter. Fundierend auf dieser Überzeugung rechtfertigt dies auch horrende Ausgaben von Steuergeldern, um die „Taten” zu beweisen.Nach wie vor ist es für Mitglieder der HA Alltag, dass Clubhäuser Woche für Woche observiert werden, dass Mitglieder an der Einreise in viele Länder gehindert werden. Weihnachts- und Grusskarten an inhaftierte Brüder im Hinweis auf „Gang Signs” an die Absender zurückgeschickt, Privat- und Geschäftsräume durchsucht oder Geschäftspartner mit dubiosen Anrufen über die Gefährlichkeit der Mitglieder informiert werden - wohl mit dem Ziel, durch bewusstes Stören legaler Geschäfte die Mitglieder in die Illegalität zu drängen und somit eine Rechtfertigung dieser rechtstaatlichen bedenklichen Maßnahmen zu erhalten.
Doch trotz aller Restriktionen ist das Vorhaben den HA MC einzugrenzen oder gar zu zerschlagen gescheitert. In den nunmehr 62 Jahren ihres Bestehens haben sich die Hells Angels zum grössten Motorradclub der Welt entwickelt. Nach den ersten Chartergründungen (Charter = Gebietsvertretung) in Kalifornien, breitete sich der Club schnell über die gesamten Vereinigten Staaten aus und fasste in den 60er Jahren erstmals auch in anderen Kontinenten Fuss. 1970 entstand in Zürich das erste Charter auf europäischem Festland. Heute sind HA in weit über 300 Chartern in 33 Ländern, in 16 Bundesstaaten der USA und 4 Provinzen Kanadas vertreten. Auf 4 Kontinenten, von Alaska bis Brasilien, von Norwegen bis zum südafrikanischen Kap der guten Hoffnung, ob in Frisco, New York, Chicago, Oakland, Montreal, Vancouver, Rio de Janeiro, London, Paris, Barcelona, Milano, Zürich, Wien, Kopenhagen, Johannesburg, Sydney, Auckland, Stuttgart, Berlin, North End, Kiel oder West Side - überall hat der geflügelte Totenkopf seine Schwingen ausgebreitet.Es kursierten immer wieder die abenteuerlichsten Gerüchte, welche Art von Kapitalverbrechen als Beweis für die Tauglichkeit als Anwärter (Prospect) für die HA erbracht werden müssen. Ohne weiter auf solche Auflagen- und Einschaltquoten steigernden Hirngespinste eingehen zu wollen: Es ist ausschließlicher Sinn und Zweck der Prospectzeit, beiden Seiten die Möglichkeit zu geben herauszufinden, ob die Grundlagen für ein gemeinsames Leben gegeben sind.

Loyalität, charakterliche Stärke und Zuverlässigkeit sind Begriffe, die im Club ein hohen Stellenwert einnehmen. Das Wohl und die Glaubwürdigkeit des Clubs geht den Membern auch über persönliche Freundschaft. So werden Mitglieder die gegen die Grundregeln des MCs verstossen unverzüglich aus den Reihen der Bruderschaft ausgestossen. Der HA Motorcycle Club ist prinzipiell ein Zusammenschluss von Individualisten, die ihre Zeit auf diesem Planeten so intensiv wie möglich in einer weltweiten Bruderschaft erleben wollen. Der „Spiegel” charakterisierte sie in seiner Ausgabe 6/96 mit den Worten: „Die Hells Angels sind ein Geheimbund, ein Orden, der nicht aufs nächste Leben warten will. Die HA sind ein Symbol für Macht, Sex und Geld jenseits der Gesellschaft in diesem Leben. Ob es gemeinsame Fahrten, Besuche bei Anniversaries (Jahrestage) anderer Charter sind, ob die großen Bike Shows der Brüder angefahren werden, Zusammenkünfte auf internationaler Ebene anstehen oder ob man schlicht beim gemeinsamen Essen die anstehenden Renovierungsarbeiten am eigenen Clubhaus plant - das Leben eines Hells Angels ist kein Leben von Freitag bis Montag, es füllt ihn aus, HA-Sein ist für den Member kein Bestandteil des Lebens, es ist das Leben.”Bekannt und gefürchtet ist auch der sprichwörtliche Zusammenhalt der Hells Angels untereinander: Wenn jemand Deinen Bruder angreift, stehst Du ihm bei. Dein Bruder hat nicht immer Recht, aber er ist immer Dein Bruder. Immer mehr Charter veranstalten Konzerte, Bike Shows, Swap-Meets, Power Meetings und andere Attraktionen, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Einer der europäischen Vorreiter waren die Hells Angels in der englischen Grafschaft Kent. Angefangen 1978 in einem kleinen Pub namens Halfway Cafe entwickelte sich dort die Kent Custom Bike Show in wenigen Jahren zu einem Meilenstein im Custom-Show Bereich und zu einer der größten Shows europaweit. Begann man 1978 mit 1500 Teilnehmern, stieg die Besucherzahl in wenigen Jahren auf über 40.000 und wurde zu einer Messlatte für Liebhaber individuell gestylter Bikes und zum Trendsetter in diesem Bereich.


Auch der britische Verkehrsminister konnte sich schließlich dieser namhaften Großveranstaltung nicht entziehen und ließ sich vom Pressesprecher der englischen Hells Angels den Veranstaltungsort zeigen. Bands wie Canned Heat, Suzie Quattro, Gary Glitter und Künstler wie Bo Diddley sind nur eine kleine Auswahl namhafter Musiker, die in der langen Geschichte der Kent Custom Show für die aus ganz Europa angereisten Biker spielten. Derartige Veranstaltungen werden von den Hells Angels rund um den Globus ausgerichtet. Die alljährlich im malerisch schönen Puy de Dome im Süden Frankreichs stattfindende Free Wheels Show oder Broadford, ein grosses Rockkonzert in Australien, Sand-Drags, eine Rennveranstaltung die alljährlich einen festen Termin für tausende Biker Neuseelands bedeutet, der Bulldog Bash in den englischen Midlands mit Dragrace für Jedermann, in Spanien die Viva Las Vegas Show, oder die Power Bike Meetings beim Charter North End Germany, auf der namhafte Customizer zeigen, welche Höchstleistungen man aus dem Harley Big Block zaubern kann. Überall steht für die tausenden Besucher der Name Hells Angels immer auch als Zeichen für gute Organisation und professionelle Ausrichtung solch großer Events.


Im Sport haben sich Hells Angels aus aller Welt besonders im Dragracing einen Namen gemacht. Werner „Krüsi” Sohm, der jahrelang in Oakland lebte und dort vom Dragster-Bazillus infiziert wurde, war nach seiner Rückkehr nach Österreich in den 80er Jahren einer der Vorreiter im europäischen Harley Drag Racing. Diese Beschleunigungsrennen auf der Viertelmeile, die Ihren Ursprung in Amerika der 50er Jahre haben, erfreuen sich mittlerweile auch in Europa größter Popularität. Krüsi ist der amtierende Europameister bei den Top Fuelern, der Königklasse dieser Sportart und fährt 6er Zeiten auf die Quartermeile, oder um es dem Dragsterlaien näher zu bringen: Beschleunigung von 0 auf 300 (mit einer Harley auf 400 Metern) = 7 Sekunden!


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